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Vortrag: „Psychische Begleiterscheinungen bei Morbus Parkinson“ · 15:00 Uhr

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Hotel-Restaurant Barbarossahof, Eselsfürth 10, 67657 Kaiserslautern, Telefon: 0631 41440, www.barbarossahof.com

 

Dr. med. Michael Werner, Chefarzt Neurologie
Klinikzentrum Lindenallee GmbH, Bad Schwalbach

 

Nachlese

Psychische Begleiterscheinungen bei Morbus Parkinson – mit diesem Thema eröffnete Dr. Michael Werner vom Klinikzentrum Lindenallee Bad Schwalbach, die Vortragsreihe 2017. „Viele Jahre ging man davon aus, dass Parkinson eine rein motorische Erkrankung ist. Mittlerweile wissen wir, dass psychische Begleiterscheinungen dazu kommen können und ein weites Feld sind“, räumte der Chefarzt der Neurologie mit einer Falschannahme auf. „Denn wenn der Körper leidet, tut es der Seele nicht gut und umgekehrt.“

Im Rahmen der Parkinson-Erkrankung seien in erster Linie drei psychische Begleiterscheinungen zu beobachten: Depression, Psychose und Impulskontrollstörungen. Auch wenn jeder eine Depression anders erlebe, gebe es typische Symptome. Dazu gehören schwere, kreisende Gedanken, nächtliches Grübeln, Antriebshemmung, Interesseverlust, inneres Gefühl der Leere, Stimmungstief, Libidoverlust sowie Reizbarkeit. „Wobei diese eher bei Männern auftritt, da sie im Gegensatz zu Frauen Schwierigkeiten haben, über ihre seelische Verfassung zu reden.  Ihre Neigung, alles mit sich selbst auszumachen, kann zu verstärkter Reizbarkeit führen.  Depressionen bleiben oft nicht in der Psyche verhaftet, sondern wirken sich auch auf den Körper aus, etwa in Form von Schlafstörungen und Appetitlosigkeit.“

Depressive Symptome können eine Reaktion auf die Diagnose Parkinson sein, aber auch bereits Vorbote der Erkrankung. „Das hat mit der Biochemie im Gehirn zu tun. Nicht nur Dopamin kann knapp werden, durch Zelluntergang kann es auch zu einem Mangel anderer Botenstoffe kommen, wie etwa von Serotonin. Es ist als Glückshormon bekannt und für die Stimmung zuständig.“

Eine Depression habe nichts mit bösem Willen oder fehlender Disziplin zu tun, betonte der Mediziner. Familienangehörigen rät er zu einem sensiblen Umgang mit dem Betroffenen. Aufmuntern statt anzutreiben, mehr zuzuhören als zu reden, heißt seine Empfehlung. „Die Situation schön zu reden hilft ebenso wenig wie Vergleiche mit anderen anzustellen. Manchmal ist auch spezielle Hilfe nötig. Scheuen Sie also nicht den Gang zum Psychotherapeuten oder die Einnahme von Tabletten. Denn Antidepressiva machen nicht abhängig.“

Als weitere mögliche Begleiterscheinungen von Morbus Parkinson beschreibt Werner Psychosen. Sie könnten unter Einfluss der L-Dopa-Therapie auftreten und zwar dann, wenn der Wirkstoff im Überfluss vorhanden sei. Als Folge gerate die psychische Stabilität ins Wanken. „Die Patienten fühlen sich unglücklich, obwohl sie nicht depressiv sind. Albträume sind oft die Vorstufe, später kann es zu Halluzinationen, Eifersuchts- und Verfolgungswahn ebenso zu übersteigerter Angst vor Verarmung oder Versündigung kommen.“  Gegenmaßnahmen gebe es verschiedene: Absetzen der MAO-B-Hemmer oder der „atypischen“ Neuroleptika wie Quetiapin und Clozaprin, das Ausschleichen von Amantadin oder der Dopaminagonisten und ganz zuletzt die Reduzierung der L-Dopa-Präparate.

„Impulskontrollstörungen waren vor zehn Jahren noch kein Thema, doch die neuen Dopaminagonisten begünstigen sie“, brachte der Neurologe die dritte psychische Auffälligkeit ins Spiel. „Dann laufen die Aktivitäten aus dem Ruder und können sich in Spiel-, Kauf- und Sexsucht äußern. Therapiert werden Impulsstörungen, indem die Gabe der Dopaminagonisten heruntergefahren und dafür die L-Dopa-Dosis etwas erhöht wird.“

Weiterhin habe man zwei besondere mögliche Begleitphänomene beobachtet. „Da ist zum einen das Punding, das sich in einem plan- und ziellosen Umherräumen zeigt und die mangelnde Koordinationsfähigkeit des Erkranktens widerspiegelt. Als Rhyming wird die Vorliebe mancher Parkinsonpatienten fürs Reimen bezeichnet. In ihr drückt sich die Sehnsucht nach einem Rhythmus aus.“

Doch wo fängt die Hilfe an, wenn die Seele leidet, stellte der Parkinson-Spezialist die Frage in den Raum und lieferte gleich selbst die Antwort. „Betroffene brauchen Zuwendung, Verständnis und Geborgenheit. Das gibt der Psyche Halt. Außerdem rate ich zu Teilhabe am Leben, anstatt den Rückzug ins Schneckenhaus anzutreten.“