Nachlese
Dieses Thema gab am 3. Februar den Auftakt zu unserer diesjährigen Vortragsreihe. Bei der Referentin Dr. Ilona Csoti, ärztliche Direktorin des Parkinson-Zentrums Biskirchen, lag es in professionellen Händen.
"Parkinson wird in erster Linie mit Einschränkungen der Motorik in Verbindung gebracht, aber auch Hautprobleme sind keine Seltenheit", sagte die Neurologin. Das werde oft nicht ausreichend beachtet oder gar übersehen. Dabei sei die Haut mit einer Ausdehnung bis zu zwei Quadratnehmer und einem Gewicht von 10 bis 20 Kilo unser größtes Organ. Mit vielfältigen Funktionen: Sie atmet, fühlt, schützt, altert, sondert Talg ab und schwitzt. Außerdem enthält sie kleine dunkle Zellen sogenannte Melanozyten, die Melanin produzieren und so vor UV-Strahlen schützen. "Bei Parkinson-Patienten ist die Melaninfunktion gestört. Das erhöht ihr Risiko für ein malignes Melanom um den Faktor 3,6", betonte die Medizinerin und empfiehlt deshalb jährlich ein Hautscreening beim Hautarzt.
Präventiv sollten Parkinson-Patienten die Mittagshitze meiden und Produkte mit hohem Lichtschutzfaktor (mindestens 30) verwenden. Auch dem Schwitzen kommt bei Parkinson eine besondere Bedeutung zu. Eine verminderte Hitzetoleranz führt zu Schweißausbrüchen, oft nachts, am ganzen Körper oder nur auf der Kopfhaut. Gegenwirkung zeigen Kalziumkanalblocker, Betablocker, am besten abends eingenommen, Psychopharmaka oder gurgeln mit Salbeitee, so die Medizinerin. Die Einnahme des Anticholinergikums Somodren sieht sie kritisch, da es darunter zu Halluzinationen kommen kann. Die gleichen Therapien setze man bei übermäßigem Speicheleinfluss (Sialorrhoe) ein, der durch vermindertes Schlucken entsteht. "Hier können auch Botoxinjektionen in die Speicheldrüsen helfen, allerdings ist das Risiko von Schluckstörungen nicht ausgeschlossen." Als häufige Folge des Speichelflusses beschreibt sie die periorale Dermatitis, eine Entzündung rund um den Mund, die oft mit Mundwinkelrhagaden einhergeht. Zur Behandlung empfehlen sich spezielle Lutschtabletten, Gels, Salben und Mundspülungen, u. a. mit Apfelessig. Eine klassische Hautveränderung bei Parkinson zeigt sich in dem sogenannten Salbengesicht (seborrhoische Dermatitis), das erstmals 1927 insbesondere besonders bei Patienten mit postenzephalitischem Parkinson Syndrom beschrieben wurde. Typische Symptome sind eine fettige, glänzende, gerötete, schuppige und entzündete Gesichtshaut, besonders um die Nase, hinter den Ohren, über den Augenbrauen und auf der Kopfhaut. Für die Schuppenbildung ist ein Hefepilz verantwortlich, dessen Ansiedlung durch eine überhöhte Talgproduktion der Haut begünstigt wird. Zur Behandlung werden Mittel gegen Pilzinfektionen, Entzündungshemmer und Hornschicht lösende Substanzen eingesetzt. Mit der Entdeckung von L-Dopa habe die seborrhoische Dermitatis stark abgenommen, da der Wirkstoff den Talggehalt reduziert. Zu beobachten sei jedoch Flushing, eine nichtentzündliche Rötung des Gesichts, die häufig bei unterdosierten männlichen Patienten über 60 auftrete. "Wie gut jemand eingestellt ist, lässt sich also auch am Gesicht erkennen", beschreibt Csoti einen wichtigen Aspekt. Weist aber gleichzeitig darauf hin, dass Nebenwirkungen von Medikamenten auch die Haut nicht verschonen. So ist unter Amantadin das Auftreten von Marmorhaut, einer netzartigen, bläulich-violetten Hautzeichnung, möglich. Hautreizungen bis hin zum allergischen Exanthem am ganzen Körper können durch Neupro-Pflaster verursacht werden. Eine schmerzhafte Rötung und Überhitzung der Füße, nachdem sie Wärme ausgesetzt waren, gehen auf das Konto Ergoliner Dopaminagonisten. Diesen Wirkstoffen wird als Nebenwirkung Morbus Raynaud, eine attackenartige Durchblutungsstörung der Finger, aber auch die Begünstigung von Fibrosen der Schleimhaut, unter anderem an den Herzklappen, zugeschrieben.
Eine weitere Bedeutung kommt der Haut als Diagnostikum zu. "Da sich in der Haut das typische Parkinson-Eiweiß ablagert, wird eine Hautbiopsie zur frühzeitigen Diagnosestellung diskutiert." Hoffnungsträger, aber noch Zukunftsmusik, sei die Behandlung von Parkinson-Patienten mit der Stammzellentherapie, bei der entnommene Hautzellen nach einer gentechnischen Umwandlung in Stammzellen ins Gehirn injiziert werden. Im Anschluss an den Vortrag erläuterte Jens Krieger, was es mit dem Service "Die Alltagsbegleiter", seit 2015 Kooperationspartner von der Parkinson-Regionalgruppe Kaiserslautern, auf sich hat. "Wir bieten Hilfe bei der Bewältigung des Alltags. Im Haushalt, bei Botengängen oder Einkäufen. Wir bringen Sie zum Arzt oder anderen Terminen, stehen als Gesprächspartner und für gemeinsame Aktivitäten zur Verfügung." Das Angebot umfasse alles, was die Pflege nicht abdecken könne und richte sich vor allem an Menschen mit eingeschränkter Mobilität.
Das PDF mit der Präsentation von Frau Dr. Csoti und einige Bilder von der Veranstaltung finden Sie nachfolgend.